Interview
Seit März ist Christian Thönelt neuer Geschäftsführer des Landesjugendring MV. Gleich zu Beginn mit so einer Herausforderung wie der Corona-Krise konfrontiert zu sein, macht den Einstieg nicht leicht, denn statt alltäglichen Aufgaben arbeitet auch der Landesjugendring an der Krisenbewältigung und unterstützt seine Mitglieder.
Anlässlich des Weltspieltages, der dieses Jahr am 28.05. stattfand, diskutierten wir über die aktuelle Situation von Jugendarbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Viele Menschen erachten die Kinderrechte als wichtig und in vielen Bereichen sieht Thönelt Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern bereits auf einem richtigen Weg, Nachholbedarf sieht er in Mecklenburg-Vorpommern aber z.B. in Bezug auf Beteiligungsrechte. So hat Mecklenburg-Vorpommern keine gesetzlich verankerten Beteiligungsrechte für Kinder und Jugendliche. Der Landesjugendring positioniert sich auch klar für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Aber nicht nur auf der rechtlichen Seite müsse nachgesteuert werden. Die Finanzierung der Jugendarbeit bereitet den Vereinen und Verbänden Schwierigkeiten, da die Landesmittel für Kommunen und die Richtlinien zum Landesjugendplan nur unzureichend aufgestockt worden seien. Gerade in der jetzigen Krise habe Thönelt „große Bedenken“, wie Kommunen ohne große Rücklagen mit den finanziellen Einbußen umgehen werden. Er fordert, das Land solle Zusagen geben, um bestehende Strukturen zu sichern. Aktuell arbeitet der Landesjugendring deshalb an einer jugendpolitischen Agenda für die Landtagswahlen 2021.
Zuletzt kam noch einmal die Sprache auf ganz aktuelle Entwicklungen. Etwa dass Greifswald die Straßensozialarbeit eingestellt hat, Projekte verschoben wurden und Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit wenig Beachtung finden. Christian Thönelt bezeichnet die Abschaffung der Straßensozialarbeit als „großen Skandal“, denn diese sei eine wichtige pädagogische Einrichtung, die auch in Krisenzeiten wertvolle Vermittlungsarbeit, etwa wenn Kontaktverbote nicht eingehalten werden, leiste. Statt Ordnungsgelder zu verhängen, solle lieber mit pädagogischen Mitteln für Verständnis bei jungen Menschen geworben werden. Auch kritisiert der Landesjugendring, dass es keinen klaren Stufenplan für die Jugendarbeit gebe, niemand wisse genau, wie Hygienepläne aussehen sollen, wann man Angebote wieder ausweiten könne und wie es generell weitergeht.
In der nächsten Woche, dem 11.06 um 13:00 sind die Quartiersmanagerinnen Mueßer Holz und Neu Zippendorf Sandra Tondl und Julia Quade zu Gast.
